Während du diese E-Mail liest, bin ich vielleicht gerade im FriedWald Hasbruch, wo heute ein totgeborenes Kind beigesetzt wird. Ich werde zu diesem Anlass sprechen. Vor exakt sieben Menschen, die das kleine Mädchen auf ihrem Weg aus dem Himmel in den Himmel begleiten.

Eine Urne wird dort stehen, eine Urne, die die Eltern eigenhändig angemalt haben, um wenigstens ein bisschen was von dem zu begreifen, was da geschehen ist. Obwohl es nicht zu begreifen ist. Nie zu begreifen sein wird. Denn der Schmerz über dieses Kind, das nie die Chance bekommen hat, auf dieser Welt zu sein, ist mächtig groß. Er wird die Mutter und den Vater ihr Leben lang begleiten.

Ich war früher der festen Überzeugung, dass Eltern, die ein Kind verlieren, nie wieder froh sein können. Das dachte ich so lange, bis mein Mann und ich selbst ein Kind verloren haben. Und ja, das war schrecklich, es war die wohl traurigste Zeit unseres Lebens. (Wenn du etwas mehr über meine persönliche Geschichte wissen möchtest, lies es gerne in meinem Blogartikel nach.)

Und dennoch, dennoch haben wir wieder lachen gelernt, können das Leben genießen, tragen unsere lebenden Kinder (und inzwischen auch die Enkelkinder) ebenso wie die Tochter, die gestorben ist, in unseren Herzen. Denn sie alle werden gleichermaßen geliebt.

Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein Tabu. Und der Tod von Kindern erst recht. Wir müssen darüber reden. Wir müssen die Kindestode, die ein Schattendasein fristen, ans Licht der Öffentlichkeit holen. Weil diese kleinen Wesen, die mindestens in ihrem Mutterleib gelebt haben, das Recht darauf haben, als eigenständige Persönchen wahrgenommen, geliebt und betrauert zu werden.

Heute spreche im FriedWald anlässlich so eines Todes. Über das Leben des Kindes gibt es da wenig zu erzählen. Aber über die Menschen, deren Arme und Herzen offen dafür waren, es zu empfangen.

Kein leichter Gang. Auch nicht für mich.

Ich wünsche dir von Herzen eine kinderliebende Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Du kamst, du gingst mit leiser Spur, ein flücht’ger Gast im Erdenland; woher? Wohin? Wir wissen nur: Aus Gottes Hand in Gottes Hand.“ (Ludwig Uhland)