Während ich diese Zeilen schreibe, erwacht der Tag zu neuem Leben. Die Nacht weicht der Dämmerung und die Dämmerung dem Tag. Die Vögel zwitschern um die Wette. Ich habe mein Fenster sperrangelweit geöffnet, um mehr davon hereinzulassen, von der Luft und dem lebendigen Treiben, das sich da draußen abspielt. Ich habe das Bedürfnis, ganz nah dran zu sein.

Wie oft existieren wir abgekoppelt von dem, was uns umgibt? Wir lassen die inneren Rollläden herunter, damit wir in der Spur bleiben können, in einer Spur, die wir uns selber ausgesucht oder die andere uns vorgegeben haben, auf der wir zumindest meinen, bleiben zu müssen. Warum?

Ich kenne so viele, die ihrem einmal eingeschlagenen Pfad folgen. Sie gestatten sich nicht, die inneren Jalousien hochzuziehen, das Fenster zu öffnen und das Leben hereinzulassen, das jenseits des Weges auf sie wartet. Ein Leben, das vielleicht bedeutet, Neuland betreten zu müssen, das aber auch in Kontakt bringt mit den ureigenen Bedürfnissen, Wünschen und Träumen.

Die Vögel da draußen singen das Lied von Freiheit und Sorglosigkeit, vom Einklang mit der Natur. Sie singen das Lied davon, seiner Bestimmung zu folgen und das zu tun, wofür man geschaffen wurde. Sie wollen nichts anderes sein und nichts anderes werden als das, was sie sind. Sie tun intuitiv genau das Richtige.

Zugegeben, unser menschliches Leben ist sehr viel differenzierter als das Leben der Vögel. Das zu tun, wofür wir geschaffen wurden, ist oftmals nicht so leicht herauszufinden. Aber unsere Intuition weist uns den Weg. Sie ist eine wunderbare Ratgeberin, wenn wir ihr erlauben, uns zu führen, und wenn wir denn das Fenster öffnen und das Leben hereinlassen wollen.

Es gibt so viele, die Angst haben vor dem Tod. Dafür gibt es nur einen Grund: weil sie nie angefangen haben zu leben. Weil sie immer nur ihrer eingefahrenen Spur folgen, ihrem ausgetretenen Pfad, auch wenn sie intuitiv wissen, dass sie damit an dem Leben vorbei leben, für das sie geschaffen sind.

Für deine Angehörigen, die bereits verstorben sind, kannst du es nicht mehr ändern. Aber für dich. Öffne das Fenster und verbinde dich mit dem Leben, für das du geschaffen bist, damit du – zu welchem Zeitpunkt auch immer – zufrieden sterben kannst.

Welche deiner Rollläden warten darauf, in dieser Woche hochgezogen zu werden? Welche ausgetretenen Pfade könntest du verlassen? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!

Von Herzen,

deine Katharina