Dies ist mein Tagebucheintrag von gestern, 7. März 2023:

Ich sitze in meinem Auto und warte auf den nächsten Termin. Ein Trauergespräch. Ich schaue durch das Panorama-Dach meines Wagens in den Himmel, sehe dem Wechselspiel von Wolken und Blau zu und hoffe, dass die Spätwinterkälte nicht allzu schnell durch die Ritzen zieht.

Heute habe ich bereits zwei Trauerfeiern gehalten, beide in Bremerhaven, wohin ich schon fast mit Autopilot fahre, so häufig bin ich dort.

Einer der Verstorbenen, über die ich gesprochen habe, war 58 Jahre alt, der andere 65. Ich habe häufig mit Sterbefällen zu tun, die zur Unzeit ins Leben brechen. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass ich die passenden Worte zum Abschied finde. Auch in komplizierten Fällen.

Jeder Abschied ist traurig. Aber das Abschiednehmen fällt doppelt schwer, wenn der Tod plötzlich eingetreten ist, wenn niemand sich darauf vorbereiten konnte und zudem die verstorbene Person noch nicht das Alter erreicht hatte, in dem ein Todesfall natürlicherweise erwartet wird.

Wirklich alt war diejenige, deretwegen ich gleich das Trauergespräch führe, ebenfalls nicht: Jahrgang 1952. 70 Jahre alt. Sie wäre im September 71 geworden. Zehn Jahre älter als ich. Die Einschläge kommen näher. 

Und nachher führe ich ein weiteres Trauergespräch. Eine zweite Dame ist verstorben. Jahrgang ’51 – 72 Jahre alt.

Tatsächlich: Es gibt keine Garantien dafür, dass wir alt und lebenssatt von dieser Erde gehen dürfen. Anfang 70, ich hoffe eigentlich, dass mir noch mehr Jahre bleiben. Mein Ziel ist, 97 zu werden, so alt wie meine Oma mütterlicherseits mit dem klangvollen Namen Florentine.

Und dennoch weiß ich es nicht. – Und du?

Mittlerweile habe ich Hunderte von Sterbefällen begleitet. Ich kenne die ganze Palette von traurigen Verlusten und habe Todesfälle erlebt, die so unfassbar gruselig sind, dass sie aus einem Krimi zu stammen scheinen. Auch dann ist es meine Aufgabe, die passenden Worte zu finden, die Stimmung zu treffen und die verstorbene Person zum Abschied noch einmal aufleuchten zu lassen.

Und weißt du was? Ich liebe es! Was andere sich niemals vorstellen könnten zu tun, das ist meine Leidenschaft.

Und so sitze ich in meinem Auto, warte auf das nächste Gespräch, den nächsten Menschen, den ich posthum kennenlernen darf, und nehme eine neue Lebensgeschichte in mein Herz auf. Erst nämlich, wenn sie in meinem Herzen ist, kann sie mir später aus der Feder fließen, damit eine wunderbare Rede daraus wird.

Für einen Abschied, von dem alle sagen: „Er ist zwar traurig, aber schöner hätte er nicht sein können!“

Ich wünsche dir von Herzen eine wolkenblaue Woche von Mittwoch zu Mittwoch (vielleicht schaust du dir den Himmel live und in Farbe an und nicht – wie ich – durch das Panoramadach meines Wagens; live ist ohnehin viel lebensechter),

deine Katharina

P.S. Wir starten am 10. April mit einer neuen Gruppe, die per Onlineprogramm plus Livetreffen intensiv darauf vorbereitet wird, selbst Trauerreden halten zu können. „Worte für die Ewigkeit“ öffnet nur für ein paar Tage, innerhalb derer es buchbar ist. Wer danach mitmachen möchte, muss sich bis Herbst 2023 gedulden.

Hast du dich schon unverbindlich auf die Warteliste eingetragen? Du wirst dann nicht nur stets mit aktuellen Informationen zum Kurs versorgt, sondern erhältst auch beim Buchen über die Liste wertvolle Boni.

Bist du dabei?

Ja, ich bin dabei!

Zitat der Woche: „Ein guter, edler Mensch, der mit uns gelebt, kann uns nicht genommen werden. Er lässt eine leuchtende Spur zurück gleich jenen erloschenen Sternen, deren Bild die Erdbewohner noch nach Jahrhunderten sehen.“ (Thomas Carlyle)

 

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