Am letzten Freitag, am Tag nach dem Himmelfahrtstag, war ein typischer Arbeitstag für mich als Trauerrednerin. Eine gute Möglichkeit also, dir brühwarm davon zu erzählen, damit du ein Gespür dafür bekommst, was diesen Beruf ausmacht.
Während nämlich andere ihr verlängertes freies Wochenende genossen, habe ich gearbeitet. Wie oft zu den Zeiten, in denen andere frei haben. Das lange Wochenende bot nämlich umgekehrt die Möglichkeit, die freie Zeit dafür zu nutzen, sich von einem lieben Menschen zu verabschieden.
Also hatte ich an besagtem Freitag zwei Trauerfeiern (was an Freitagen nicht ungewöhnlich ist, weil sie beliebte Abschiedstage sind).
Die Abschiedsfeiern waren auf 10.30 Uhr in Bremerhaven-Geestemünde und um 14.00 Uhr in Ganderkesee termininert, was knapp 80 Kilometer auseinander liegt. Zusätzlich hatte ich für 16.00 Uhr ein Trauergespräch in Stuhr verabredet (24 Kilometer von Ganderkesee entfernt). Du kannst daran unschwer erkennen, dass du viele Kilometer fahren musst, wenn du viele Aufträge hast.
Bevor ich dir vorstelle, wie genau mein Tag ablief, sage ich vorweg, dass ich darauf nicht besonders stolzbin. Es war folgendermaßen:
Weil ich die Trauerfeiern noch nicht zu Ende vorbereitet hatte – die eine war fast fertig, die andere hatte ich noch gar nicht angefangen -, bin ich tatsächlich um 3.00 Uhr morgens aufgestanden. Ich habe bis 4.15 Uhr an der ersten der Reden und dem Ritual gearbeitet. Danach habe ich mich mit der zweiten Abschiedsfeier beschäftigt, mit der ich neben ein paar kleineren notwendigen Arbeiten um 8.30 Uhr fertig war. Dann duschen, ein Frühstück machen, mit ins Auto nehmen und um viertel nach neun losfahren.
Überpünktlich da (ich versuche immer, eine halbe Stunde vor Beginn vor Ort zu sein). Durchführung von Trauerfeier 1 in Geestemünde. Fahrt nach Ganderkesee. Extrem früh da, weswegen ich noch eine halbe Stunde Schlaf im in den Schatten gestellten Auto einschieben konnte. Ich bin bekannt für meine Fähigkeit des Powernappings.
Trauerfeier 2 in Ganderkesee. Danach Fahrt nach Stuhr und etwa noch 25 Minuten Zeit vor Ort. Dort zwei Telefonate erledigt, ein paar Nachrichten beantwortet, bei der Trauerfamilie geklingelt und das Gespräch geführt. Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, bin ich 37 Kilometer weit nach Hause gefahren (insgesamt waren es 186 Kilometer nur an diesem Tag). Gegen 18.30 Uhr war ich wieder bei meiner Familie.
Langer Tag. Geschafft, aber glücklich, weil die Feedbacks, die ich zu meinen Reden bekommen habe, sehr, sehr gut waren.
Und ja, ich hätte noch weiterarbeiten können, weil meine To-do-Liste nach wie vor übervoll ist. Und nein, ich habe mich dagegen entschieden und den Abend zusammen mit meinem Mann und unserer jüngsten Tochter ausklingen lassen.
Ich habe dir 1:1 aufgeschrieben, wie es war. Und ich hoffe, du schätzt meine Transparenz, weil ich dir eine Seite des Berufes aufzeige, über die andere nicht sprechen. Unter anderem, weil sie überhaupt nicht hauptberuflich als Trauerredner:in arbeiten, sondern sich nur nebenbei ein bisschen Geld damit verdienen.
Aber: Dieser Beruf ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann! Auch wenn er mir Tage beschert wie den vergangenen Freitag.
Denn ich bin völlig frei zu entscheiden, wie viel ich arbeite. Ich kann Aufträge annehmen oder absagen. Und wenn ich mir einen Tag so organisiert habe wie den eben beschriebenen, dann habe ich das selbst so entschieden. Das macht einen enormen Unterschied.
Ich lese gerade ein Buch, das erst im Januar 2024 herausgekommen ist. Morgan Housel hat es geschrieben. Und es heißt: „Über die Psychologie des Geldes – Zeitlose Lektionen über Reichtum, Gier und Glück“.
Kennst du das, dass es sich für nur einen einzigen erkenntnisreichen Satz lohnt, ein ganzes Buch gelesen zu haben? Für mich ist das aus diesem Buch der Satz „Fremdbestimmt etwas zu tun, das man liebt, kann sich genauso anfühlen, als mache man etwas, das man hasst.“
Das habe ich in meinem Leben lange genug gemacht. Nun hat die Selbstbestimmung die Oberhandbekommen. Und das fühlt sich einfach nur gut und richtig an!
Bevor du Trauerredner:in wirst, solltest du also folgende Punkte bedenken:
- Du arbeitest dann, wenn andere frei haben.
- Wenn du viele Aufträge haben willst, fährst du viele Kilometer.
- Manchmal hast du total abgedrehte Arbeitszeiten.
- Powernapping zu können, ist extrem hilfreich.
- Du lebst vom positiven Feedback der Menschen.
- Und volle To-do-Listen sind normal.
- Aber: Du kannst völlig selbstbestimmt deinen Tag einteilen und deine Arbeit strukturieren.
- Du darfst das tun, was du liebst, ohne dass dir jemand hineinredet.
- Und: Du darfst dein Geld mit einem der sinnstiftendsten Berufe verdienen, die es gibt.
Und ja, ich bin nicht stolz auf den vergangenen Freitag. Denn mein Arbeitspensum an diesem Tag war extrem. Aber ich habe trotzdem geliebt, was ich tat, weil ich es mir selbst so ausgesucht hatte. Deswegen war es in Ordnung so.
Wenn du also Lust dazu hast, mit Menschen in herausfordernden Situationen zu arbeiten, Lebensgeschichten lebendig werden zu lassen und einen Beruf zu haben, den du dir frei einteilen kannst, dann solltest du möglicherweise Trauerredner:in werden.
Hast du Fragen dazu, dann melde dich gerne?! Du hast dein Leben in der Hand…
Deine Katharina
P.S. Die Warteliste für „Worte für die Ewigkeit“ Herbst 2024 füllt sich schon. Wenn du sichergehen willst, immer aktuell mit den nötigen Informationen versorgt zu werden, dann trage dich am besten unverbindlich in die Warteliste ein (Bist du unsicher, ob du bereits draufstehst? Dann frage mich gerne, ich schaue für dich nach. Oder versuche die Eintragung. Doppelt funktioniert nämlich nicht.)
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