Neben den Trauerreden, mit denen ich befasst bin, gibt es einige größere Projekte, die mich parallel dazu beschäftigen. Und das sind Lebensgeschichten. Auf die Ideen gekommen, Lebensgeschichten zu schreiben, bin ich über meine Arbeit.

Jede Trauerrede ist so etwas wie eine kleine Lebensgeschichte. Das bedeutet nicht, dass das Leben einer verstorbenen Person chronologisch erzählt werden muss. Das bedeutet vor allem, dass dieser Mensch noch einmal aufleuchten darf am Tag des Abschieds von ihm. Es soll spürbar werden, wer dieser Mensch war.

Irgendwann dachte ich mir, es sei doch schade, diese Geschichten erst aufzuschreiben, wenn die Personen bereits gestorben sind. Viel schöner ist es doch, die Lebenden zu befragen. Was in ihrem Leben eine Rolle spielte, was sie glücklich und traurig gemacht hat, was sie herausforderte und was sie durchgestanden haben.

So habe ich die ersten Lebensgeschichten geschrieben. Und inzwischen habe ich sie fest in mein Angebot aufgenommen.

Gestern habe ich den Entwurf einer Lebensgeschichte abgeschickt, bei der der Auftrag war, nur über einen bestimmten Teil eines Lebens zu schreiben. Der Mann wollte seine Sicht der Dinge über eine bestimmte Lebensphase niedergeschrieben haben. Aktuell arbeite ich an der Lebensgeschichte eines Mannes, der im kommenden Frühjahr 80 Jahre alt wird. Sein Sohn schenkt ihm diese Lebensgeschichte zum Geburtstag.

Es macht mir viel Freude, mit diesen unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu treten. Es rührt mich, dass sie mir einen so großen Einblick in ihr einzigartiges Leben gewähren. Und es macht mich von Herzen dankbar, dazu beitragen zu dürfen, dass diese Geschichten nicht verloren gehen. Denn so vieles stirbt mit uns, wenn wir einmal sterben werden.

„Wie sieht das konkret aus“, fragte mich neulich eine Frau auf Instagram, „wenn du so eine Lebensgeschichte schreibst?“

In der Regel gehe ich so vor, dass ich mich mit den betreffenden Personen zwei- bis dreimal persönlich treffe, bis ich die nötigen Informationen beisammenhabe. Wohnt jemand weiter weg, geht das auch per Telefon oder per Videotelefonat. Danach sortiere ich alles und verschriftliche die Informationen zu einer Stichpunktliste. Diese Liste gleiche ich noch einmal ab, indem ich Fragen stelle an Punkten, die ich nicht verstanden habe. Meist erhalte ich in diesem Durchgang etliche Erläuterungen, die wertvoll sind für die Geschichte. Erst danach fange ich an zu schreiben.

Ist die Lebensgeschichte fertig, bekommen diejenigen, die mich beauftragt haben, einen ersten Entwurf von mir. Nachdem dieser korrigiert ist, erstelle ich die Endfassung der Geschichte, die den Angehörigen zur Verfügung gestellt wird.

Die Leute interessiert natürlich auch, was das kostet. Vorweg, ich lasse mich nicht nach Stundenaufwand bezahlen. Das lässt sich nicht kalkulieren. Ich lasse mich bei den Trauerreden ja auch nicht nach Stundenaufwand bezahlen, sondern habe einen Festpreis. Sonst haben die Menschen ständig das Gefühl, es rattere parallel ein Taxameter mit. Außerdem müssten sie dann mehr bezahlen, nur weil ich mal einen schlechten Tag habe und nicht so schnell fertig werde wie sonst.

Die Lebensgeschichten werden nach Ergebnis bezahlt. Das heißt, ich berechne pro 1000 Wörter fertiggestellter Lebensgeschichte 500 Euro. Egal, wie viele Stunden ich dafür gebraucht habe. Die Lebensgeschichten werden als Datei zur Verfügung gestellt. Aktuell prüfe ich, was es kosten würde, wenn ich zusätzlich anbiete, ein fertiges Buch mit Fotos daraus zu machen.

Es gibt so viele einzigartige Menschen. Entsprechend viele einzigartige Lebensgeschichten gibt es aufzuschreiben. Eine Geschichte so wie deine und die Geschichten deiner Lieben.

In diesem Sinne wünsche ich dir von Herzen eine geschichtenreiche Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Spielt, lächelt, denkt an mich. Leben bedeutet auch jetzt all das, was es auch sonst bedeutet hat. Es hat sich nichts verändert. Ich warte auf euch. Alles ist gut.“ (Henry Scott Holland)

 

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