Ich tue es heute einfach mal, ich breche ein Tabu. Ich breche ein Tabu, indem ich über Alkohol spreche. Über den Konsum von Alkohol und was er mit Menschen anrichtet.
Im Rahmen meiner Arbeit, aber auch in privaten Zusammenhängen werde ich mit der Nase darauf gestoßen: Alkohol ist die Volksdroge Numero 1. Volksdroge deshalb, weil überall, in welchen Zusammenhängen auch immer, egal zu welchem Anlass, getrunken wird. Und zwar häufig weit über das Maß dessen hinaus, was gut täte. Der Sekt am Morgen, die obligatorischen Biere am Abend, der Drink mit Freunden, wenn der Arbeitstag zu Ende ist. Was so harmlos daher kommt, ist nicht selten der leise Anfang vom Ende.
Warum ich das erzähle? Weil ich es ringsherum sehe – und zwar nicht nur weit weg – und wegen meiner Arbeit als Trauerrednerin oft am Ende der Fahnenstange mit dem Thema konfrontiert werde. Gerade gestern musste ich anlässlich einer Trauerfeier sprechen, wo eine Frau sich, wie die Angehörigen mir wörtlich sagten, „durch Alkohol zugrunde gerichtet“ hatte. Es ist nicht nur so, dass Alkoholiker früh sterben, sie sterben auch auf eine Weise, auf die niemand sterben möchte. Die Angehörigen werden dadurch in ein wahres Gefühlschaos gestürzt. Da ist irgendwie, ganz weit verbuddelt unter Wut und Fassungslosigkeit und dem Wunsch, sich abzugrenzen, ja auch noch ein Rest von Liebe zu dieser Person, die sich in Trauer äußern will. Eine schreckliche Gemengelage.
Alkohol zerstört. Er zerstört Ehen, er zerstört Familien, Freundschaften, Beziehungen jeglicher Art. Und deswegen macht Alkohol auch einsam.
Viel mehr Menschen, als wir denken, sind vom Alkoholismus betroffen. Es ändert sich nur etwas, wenn wir anfangen, offen damit umzugehen und nicht stillschweigend zu ertragen, was da vor unseren Augen geschieht. Gesellschaftlich nicht nur geduldet, sondern gefördert.
Nun habe ich es gebrochen, das Tabu. Es tut gut, das zu tun. Damit du mich nicht falsch verstehst, es geht mir nicht darum, den Konsum von Alkohol zu verteufeln. Auch ich trinke Alkohol. Mir geht es um den erwachsenen, den gesunden Umgang mit dieser Volksdroge. Damit du das Heft deines Lebens in der Hand behältst.
Ich wünsche dir von Herzen eine aufbauende und stärkende Woche,
deine Katharina