Für viele ist es das allererste Mal, dass sie einen schweren Verlust verkraften müssen. Das Sterben, sonst nur im Kopf vorhanden, weil wir natürlich alle wissen: unser Leben ist endlich, kommt auf einmal ganz dicht. Nah. Viel zu nah. Dabei soll er doch lieber draußen vor der Tür bleiben, der Tod, und höchstens dann eintreten, wenn wir ihn erwarten. Im besten Fall nach einem langen, erfüllten Leben. An einem Punkt, an dem wir einwilligen und dem Tod, der uns die Hand reicht, unsere eigene Hand entgegenstrecken und sagen: „Ja, nimm mich mit! Ich bin bereit.“
Meist aber können wir den Zeitpunkt des Todes nicht mitbestimmen und fast ebenso häufig trifft er uns zur Unzeit, unvorbereitet auch. Zu jung, zu früh, zu plötzlich, zu hart.
In der Zeit der Pandemie ist uns deutlich geworden, wie fragil unser Leben ist und dass die Angst vor dem Tod eine ganze Gesellschaft in Aufruhr bringen kann. Er trifft uns alle, der Tod. Irgendwann ist unser Leben zu Ende. Den Zeitpunkt wissen wir nicht. Nur dass der Tod kommen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Niemand wird verschont und keine*r kann sich dagegen versichern.
Zuweilen schlägt der Tod wie eine Bombe in das Land des Lebens ein. Ein Krater tut sich auf, an dessen Rand die Angehörigen, die einen der liebsten Menschen, die sie hatten, verloren haben, fassungslos stehen. Nicht nur einmal habe ich Hinterbliebene sagen hören, es fühle sich an wie ein Loch im Leben. Plötzlich ist da ein Nichts, wo vorher ein Jemand war. Aus diesem Gefühl wieder herauszukommen, braucht Zeit, braucht Geduld, braucht manches Mal eine liebevolle und professionelle Begleitung.
Ich durfte schon an der Seite vieler Menschen während ihres Trauerweges sein und ihnen dabei helfen, wieder Tritt in einem Leben zu fassen, in das der Tod wie eine Bombe eingeschlagen hat. Und meine private wie meine berufliche Erfahrung lehrt mich: Das Leben kann auch nach einem schweren Verlust wieder lebenswert werden. Das Gefühl eines Loches im Leben kann schwinden. Und mit der Trauer lässt sich leben lernen, lieben lernen, lachen lernen. Die Betonung liegt auf dem „mit“: mit der Trauer.
Ich wünsche dir von Herzen eine lebenswerte Woche von Mittwoch zu Mittwoch,
deine Katharina
Zitat der Woche: „Oft denke ich an den Tod, den herben, und wie am End‘ ich’s ausmach‘: ganz sanft im Schlafe möchte ich sterben – und tot sein, wenn ich aufwach‘!“ (Carl Spitzweg)