Wenn ein Mensch stirbt, dann ist eine der entscheidenden Fragen für diejenigen, die zurückbleiben: Werden wir uns wiedersehen? Die Hoffnung ist stark, dass es so sein möge, aber der Zweifel ebenfalls. Wie kann das gehen, wenn überhaupt? Wir haben doch unsere Körper verlassen. Unsere Seelen gehen selbstständig auf die Reise hin in diese andere Welt, die jenseits der Grenze liegt, die Leben und Tod voneinander trennt. Und ist das nicht alles Humbug? Bilden wir uns nur ein, dass es ein wie auch immer geartetes Leben jenseits unserer Welt gibt, damit wir uns den Schmerz des Abschieds ersparen?
Viele Menschen haben schon darüber gerätselt. Viele Dichter*innen es besungen. Und trotzdem ist es mehr ein Ahnen als ein Wissen, dass da etwas existiert, was unser Verstand nicht begreifen kann, aber unsere Sinne sich erschließen.
Ein treffendes Gedicht habe ich zu diesem Thema gefunden:
Wird’s drüben nach dem Leben,
Ein Wiedersehen geben? –
Wer hat wohl beim Hinübergeh’n
Der Freunde schon genug geseh’n?
Wie mancher möchte noch was sagen,
Und muß es mit hinüber tragen;
Nur Ahnung tönet ihm dabei,
Daß dort ein Wiedersehen sei.
Wird’s drüben nach dem Leben,
Ein Wiedersehen geben? –
Wie lang ein Herz auch fühlen mag,
Gefühl hat keinen Sterbetag.
Das Herz, bei seinem letzten Pochen
Hegt vieles noch, unausgesprochen,
Und dieser innern Sprache Wort
Bürgt für ein Wiederfühlen dort.
Johann Gabriel Seidl
Vielleicht ist es mehr das, was uns ausmacht jenseits unserer irdischen Existenz: das Wiederfühlen.Ich zumindest kann mir eher vorstellen, dass dieses Fühlen mit der Seele zusammen weiterlebt und ein Erkennen möglich macht, auch wenn wir unsere Körper längst verlassen haben.
Wie denkst du über ein Wiedersehen oder Wiederfühlen nach dem Tod?
Eine wiedersehens- und wiederfühlensreiche Woche von Mittwoch bis Mittwoch wünscht dir von Herzen
deine Katharina
Zitat der Woche: „Beim Wiedersehen nach einer Trennung fragen die Bekannten nach dem, was mit uns, die Freunde nach dem, was in uns vorgegangen.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)