Ich war knapp 10 Jahre alt, als ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern zusammen von Hildesheim nach Hannover zog. Mein Vater war Pastor von Beruf. Er hatte eine Stelle als Superintendent angenommen. So war der Umzug nötig geworden.
Ich musste in der neuen Stadt erst einmal Fuß fassen. Großstadt. Alles fremd. Die Kinder in der Grundschule lernte ich nur allmählich kennen.
Ich vertrieb mir die Nachmittage im Büro der Sekretärin meines Vaters. Es war vollgestopft mit alten, hölzernen Möbeln, einer großen mechanischen Schreibmaschine und einer – aus heutiger Sicht – uralten Maschine, über deren Walze sich mittels einer Matrize Vervielfältigungen machen ließen, die mächtig nach Lösungsmittel rochen. Gelb-bräunliche Blätter mit violetter Schrift. Ich habe ihren Geruch noch heute in der Nase.
Mein Zeitvertreib bestand aus einem einfachen Schuhkarton, der voller Bindfädenreste war, die ineinander verknäult waren. Ich fummelte sie in endloser Geduld auseinander. Wer mich kennt und weiß, dass Geduld nicht zu meinen herausragenden Eigenschaften gehört, wird verstehen, dass ich eine andere Motivation gehabt haben muss, es zu tun.
Es war Trost. Ich fand Trost in diesem alten Büro bei der mir damals ebenso alt erscheinenden Sekretärin, die vielleicht fünf Jahre älter war, als ich es heute bin. Ich fand Trost, bestehend aus:
- Ansprache
- Geborgenheit
- Zuwendung
- Sinn
…und einem Menschen, der mir in der fremden Umgebung zeigte, dass er mich und meine Gesellschaft mag. Das war schön für mich und heilsam für das Kind auf der Suche nach Anschluss, das ich damals war.
Ich bin ihr dankbar, der Sekretärin von damals, dass sie mir so bereitwillig Trost schenkte – vielleicht ohne es zu wissen.
Hast du ähnliche Trostgeschichten zu erzählen?
Ich wünsche dir eine Woche voller tröstlicher Momente und Menschen, bei denen du dich zu Hause fühlst!
Von Herzen,
deine Katharina
P.S. Ich habe zum Thema der Woche ein Video gemacht. Du kannst es dir ansehen, wenn du auf den Button klickst. Hier!