Kaum sind die Wunderkerzen erloschen, die Sektflaschen leer getrunken, die letzten Raketen gen Himmel geflogen, da macht sich Ernüchterung breit. Wie viele haben den Silvesterabend voller Freude verbracht: mit der Familie, mit guten Freundinnen und Freunden, in trauter Zweisamkeit. So wie jede/r es am liebsten mochte.
Ich kenne etliche, die den Budenzauber am Silvesterabend nicht mehr mögen, die bewusst auf Böller verzichten und eine kleine, feine Runde am Tisch einer lauten Party vorziehen. Doch wie sieht es aus, wenn du plötzlich alleine bist und unfreiwillig am Silvesterabend niemand bei dir ist oder du zwar eingeladen bist, aber das Gefühl hast, dort mehr das fünfte Rad am Wagen zu sein als wirklich willkommen?
Wie den Silvesterabend verbringen, wenn dir jemand fehlt? Wie in das neue Jahr hineingehen, wenn du nicht weißt, wohin du den ersten Schritt setzen sollst?
Auf Böller zu verzichten, bedeutet, die Stille und die leisen Töne dem großen Getöse vorzuziehen. Keine Raketen gen Himmel zu schießen, bietet die Chance, mit den Gedanken auf der Erde zu bleiben, vielleicht eine Wunderkerze anzuzünden, vielleicht den Erinnerungen zu folgen, vielleicht froh zu sein, dass das Jahr 2019 überstanden und endlich zu Ende ist. Es ist heilsam, dass etwas zu Ende gehen darf, auch ein Jahr, auch eine Zeit der allergrößten Belastung.
Deine Wunderkerze brennt und du weißt: du lebst! Du lebst, während ein lieber Mensch gestorben ist. Du lebst und fragst dich, wohin dein Weg dich führen wird, während es jemanden gibt, der sich das nicht mehr fragen muss.
Etwas ist zu Ende – und etwas fängt neu an. Das neue Jahr, das Jahr 2020. Für dich! Es ist das Wunder des Neufangs, das dich erwartet. Aus Schmerzen geboren. Deine Chance!
Tastenden Schrittes in das neue Jahr hineingehen. Nicht wissend, ob das Eis auf dem See des Jahres 2020 schon trägt. Behutsam vorwärts gehen und voller Zuversicht begrüßen, was vor dir liegt. Dein Leben!
Einen gefühlsreichen, lebendigen Start in das neue Jahr, das wünsche ich dir von Herzen,
deine Katharina